Besuch bei den Papiermachern von Hahnemühle

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Vor einigen Tagen haben wir es endlich geschafft, der Einladung der ältesten Künstlerpapierfabrik Deutschlands zu folgen und uns ins ländliche Dassel aufgemacht.

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Dassel liegt ca 70 km nördlich von Kassel “in the middle of nowhere”. Hier stehen die gewaltigen Rundsieb- und Langsiebmaschinen, auf denen Echt-Bütten, Aquarell-, Öl-/Acryl-, Skizzen- und Pastellpapiere sowie InkJet-Papiere für Profi-Fotografen produziert werden. Hahnemühle gilt als Erfinder der Digitalen Fine Art InkJet Papiere. Auf den echten Künstlerpapieren, die mit einer speziellen Tintenaufnahmeschicht veredelt sind, entstehen mit langlebigen Pigment-Tinten konservatorisch wertvolle Drucke in Museumsqualität.

Die Hahnemühle ist ein echter Traditionsbetrieb, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1584 zurückreichen und ein Unternehmen, das sich seinen Manufakturcharakter bis in heute in vielen Bereichen bewahrt hat. Ausgangsstoffe für die Papierherstellung sind Zellulose, Wasser, Kreide, Stärke und Farbpigmente (Erdfarben) für die Färbung des Papiers.

Hochwertige Herstellung im Traditionsunternehmen

In der ersten Halle stehen große Ballen Baumwolle mit der Herkunftsbezeichnung “Alabama” sowie Pakete mit Bambusfasern und Zellstoff. Im Pulper, einen großen Rührbottich mit Mixer, wird der Zellstoff zerkleinert und mit dem besonders weichen und reinen Quellwasser der Ilme versetzt, so dass eine breiartige Masse entsteht. Von hier fließt der Brei in große Behälter, wo durch kräftiges maschinelles Rühren eine homogene Masse entsteht. Durch Hinzufügen von Stärke, Kreide und Farbpigmenten wird der Charakter des Papiers bestimmt und individuell auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten. Gewaltige Rohrleitungssysteme befördern den Zellstoffbrei dann direkt zu den Papiermaschinen. Auf der schnelleren Langsiebmaschine entstehen die meisten Papiere, auf der Rundsiebmaschine ausschliesslich hochwertige Büttenpapiere. Die beiden Herstellungsverfahren Langsieb/Rundsieb unterscheiden sich wie folgt: Während beim Langsieb ein langes Sieb mit dem Zellstoff-Wasser-Gemisch besprüht wird und sich die Papier-Fasern in Laufrichtung des Siebes ablegen, dreht sich beim Rundsieb der Siebzylinder in der Bütte und die Fasern legen sich ungeordnet ab. Dieser Herstellungsprozess ist der traditionelle, er dauert länger – die große Maschine schafft lediglich 4 Meter pro Minute –, macht das Papier teurer, aber auch hochwertiger. Der charakteristische Büttenrand entsteht durch das über die Seitenränder ablaufende Wasser. Für die spätere Verarbeitung zu Blöcken wird das Papier auf eine große Rolle gewickelt. Für Bogenware befindet sich auf dem Rundsieb ein Kupferstreifen, auf dem sich, wie beim Wasserzeichen, weniger Papierbrei ablagert – hier kann das Papier in der gewünschten Länge reißen. Anschließend kommen die Papierrollen bzw. Bögen in eine große Halle zum Schneiden in handelsübliche Größen und werden dann einzeln auf Qualität überprüft und verpackt.

Eine kuriose Anekdote zum Schluss

Während des Zweiten Weltkriegs wurde in der Hahnemühle statt Künstlerpapier das Banknotenpapier des Britischen Pfundes gefälscht – ganz offiziell, im Auftrag des Reichssicherheitshauptamts. Das war die bislang größte bekannte Geldfälscheraktion der Geschichte.

Für uns war der Besuch auch deshalb interessant, weil die Hahnemühle bereits kleine Mengen (ab 3 Tonnen) individuell auf Kundenwusch fertigt. Jetzt brauchen wir nur noch ein Projekt, bei dem wir das Papier einsetzen können.

Mehr Infos auf hahnemuehle.com

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